Deutscher Evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege e.V.

Kurzbericht: Podiumsveranstaltung PolitBrunch zur Bundestagswahl am 04. Juli 2021

Am Sonntag, den 4. Juli 2021, hat die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal zum PolitBrunch im Neuen Rathaus Bernau eingeladen. Wilfried Wesemann, Vorsitzender DEVAP e.V., war als Gast auf dem Podium. Die Diskutanten waren sich einig, dass die Pflege weg vom „Katzentisch“ und endlich ernst genommen werden muss.

Ein Gesundheitssystem in der Krise, Pflegende an der Belastungsgrenze, Personalmangel in Krankenhäusern, Ärzt:innenmangel auf dem Land. Wir haben leidenschaftlich geklatscht, aber was braucht unser Gesundheitssystem wirklich? Über diese Themen wurde beim PolitBrunch diskutiert und überlegt, welche Lösungsansätze es gibt, wo die Stellschrauben sind und welche Veränderungen nötig sind.

Die Gäste auf dem Podium waren u.a. Ursula Nonnemacher Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg und Wilfried Wesemann.

Die Podiumsteilnehmer kritisierten u.a., dass die Pflege zwar zu Beginn der Pandemie in den Fokus gerückt ist, die Bundesebene sich jedoch im Streit um die Finanzierung verloren hat und das Resultat nun lediglich ein „Pflegereförmchen“ ist. Damit schließen sich auch diese Bemühungen an die Flickschustereien seit 1996 an. Um die Pflegeversicherung jedoch ernsthaft zukunftsfest aufzustellen, brauchen wir - wie im DEVAP „Strategiepapier Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025“ gefordert - eine legislaturübergreifende „Roadmap für die Pflege“, so Wilfried Wesemann. Diese muss ALLE notwendigen Maßnahmen für die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung berücksichtigen und als Zeitschiene für deren vollständige Umsetzung dienen.

Die Pflege braucht eine stärkere Vertretung, durch z.B. Pflegekammern, und muss in den entscheidenden Gremien gleichberechtigt am Tisch sitzen, um die Interessen adäquat vertreten zu können. Die Interessen der Patienten in der ambulanten Pflege und der pflegenden Angehörigen werden derzeit zu wenig in den Blick genommen, so die Podiumsteilnehmer.

Die Rentenversicherung wird mit 100 Mrd. € subventioniert; ähnliches muss auch für die Pflegversicherung initiiert werden, damit die steigende finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen gestoppt wird. Die Schwierigkeit besteht darin, die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Pflegesystems und die solidarische und soziale Gerechtigkeit in Einklang zu bringen.

Der Sozialraum muss zudem gestärkt und die Pflege vor Ort unterstützt werden. Hierfür wurde in Brandenburg eigens eine Fachstelle für Pflege im Quartier etabliert. Einsamkeit und Isolation verstärken die Pflegebedürftigkeit – hier gilt es gegenzusteuern. Der Kommune kommt dabei eine entscheidende Rolle zur Etablierung gleichwertiger Lebensverhältnisse zu.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, muss die interprofessionelle Zusammenarbeit stärker gefördert und die Akademisierung der Pflege unterstützt werden – nur so können die Aufgaben mit weniger Personal langfristig wahrgenommen werden. Hierfür brauchen wir die gesetzlichen Grundlagen und flexiblere Einsatzmöglichkeiten des Personals, sind sich die Podiumsteilnehmer zum Ende der Diskussion einig.

Leider fehlten auf dem Podium ein Vertreter für die Pflegenden und Pflegebedürftigen sowie ein Vertreter der Krankenkassen.

Quelle Bild: Agentur Ehrenamt Bernau