Deutscher Evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege e.V.

DEVAP-Pressestatement "Das falsche Signal gesendet" DEVAP äußert sich zum Barmer Pflegereport „Ambulantisierung der Pflege“

Dr. Bodo de Vries, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) e.V., äußert sich zu dem kürzlich veröffentlichten Barmer Pflegereport „Ambulantisierung der Pflege“:

„Vor dem Hintergrund, dass auch in der Pflege der Grundsatz „ambulant vor stationär“ gilt, bedauern wir das Fazit des aktuellen Barmer Pflegereports „Ambulantisierung der Pflege“ sehr, weil einfach das falsche Signal gesendet wird.“, so Dr. de Vries. „Versorgungsformen nur anhand von finanziellen Kriterien zu kategorisieren, ignoriert das Wahlrecht der Pflegebedürftigen. Die im Report beschriebene exorbitante Kostensteigerung ergibt sich vor allem durch das Hinzurechnen der teuren Intensivpflege. Weiterhin sind die Hochrechnungen nicht repräsentativ, weil zum Beispiel Daten von Pflegestufen und Pflegegraden vermischt werden. Auch die Begrifflichkeiten werden im Report vermischt: betreutes Wohnen wird als Versorgungsform dargestellt und nicht als Wohnform mit häuslichem Versorgungs­setting. Es findet keine Differenzierung von betreutem Wohnen, ambulant betreuten Wohn­gemeinschaften für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf und eine Abgrenzung zu Intensiv-Wohngemeinschaften statt.

Da per Gesetz ambulante Versorgungsstrukturen den stationären immer vorgezogen werden sollen, haben sich entsprechend viele neue Wohn- und Pflegeformen in den letzten Jahren etabliert. Eine Evaluation hierzu ist grundsätzlich sinnvoll, auch eine Prüfung der Qualitätskriterien, allerdings muss eine solche Untersuchung eigenständig und ohne wild abgeleitete Zahlen, initiiert werden. Eine Wohngemeinschaft, vor allem eine selbstbestimmte, wird nicht als Pflegeheim angesehen und deshalb von den Pflegebedürftigen das Angebot stark nachgefragt. Dies sollte unterstützt statt verteufelt werden.“

Den Barmer Pflegereport 2019 finden Sie hier; das DEVAP-Statement hier.