Deutscher Evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege e.V.

DEVAP Pressemitteilung "Paradigmenwechsel in der Aufgabenverteilung künftig unabdingbar"

DEVAP fordert eine kompetenzorientierte Aufgabenumverteilung in der Pflege

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) hat ein Forderungspapier mit vier wesentlichen Kernforderungen zur Aufgabenumverteilung in der Pflege veröffentlicht. Diese sind unabdingbar, damit der steigende Pflegebedarf trotz Pflegepersonalmangel künftig gedeckt werden kann:

„Der Pflegepersonal- und Ärztemangel, die Einführung der generalisierten Ausbildung sowie der Vorbehaltsaufgaben und die Akademisierung sind entscheidende Punkte, die die Pflegelandschaft aktuell prägen“, so Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP. „Aus diesen Umständen ergeben sich Forderungen an die Politik und auch eine Umverteilung des Personals in der Praxis. Hierbei ist ein neuer, kompetenzorientierter Qualifikationsmix unabdingbar: Wichtig ist zu definieren, welches Personal künftig benötigt und wie dieses eingesetzt wird. Hierbei müssen die Aufgaben klar je nach Qualifikation zugewiesen werden.“

Der DEVAP veröffentlicht ein Forderungspapier, in dem vier Kernforderungen an die neue Regierung und die zuständigen Bundes- und Länderministerien gestellt werden, um das Pflegepersonal künftig kompetenzorientiert einzusetzen. Die Kernforderungen sind:

  1. Interagierende und durchlässige Bildungsangebote sowie Kompetenzorientierung bei der Zuordnung der Aufgaben- und Verantwortlichkeiten
  2. Zügige Ausgestaltung der Vorbehaltsaufgaben und zeitnahe Umsetzung der Modellvorhaben gem. § 64d SGB V
  3. Substitution und Delegation
  4. Stärkung der Eigenständigkeit der Pflegeassistenz

„Ein Paradigmenwechsel ist unabdingbar!“, so Wesemann weiter. „Die Kompetenzen müssen zukünftig die Basis für die Verantwortungs- und Aufgabenverteilung in der interprofessionellen Pflege sein; sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Versorgung. Die Weiterbildungsstrukturen müssen sich entsprechend an den aktuellen und perspektivischen Bedingungen des Wandels orientieren. Die verschiedenen Qualifizierungsniveaus in der Pflege müssen interagieren und sich verschränken. Politisch ist für entsprechende, bundeseinheitliche Rahmenbedingungen zu sorgen.“

„Auch die Vorbehaltsaufgaben sind inhaltlich auszugestalten und müssen in rahmenvertragliche Grundlagen einfließen. Die im Gesetz vorgesehenen Fristen für die Modellvorhaben zur Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf Pflegefachpersonen sind zu lang und sollten im Sinne einer besseren pflegerischen Versorgung im Zusammenspiel aller Professionen von den Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen nicht ausgereizt werden“, so Wesemann.

Im Pflegebereich wurden schon immer ärztlich delegierte Aufgaben übernommen. Perspektivisch werden Pflegefachpersonen vermehrt auch Substitutionsaufgaben ausführen, d.h. nach ärztlicher Diagnose heilkundliche Tätigkeiten selbständig und ohne ärztliche Veranlassung übernehmen.

„Hierzu sind ebenfalls eindeutige, gesetzliche Regelungen notwendig“, so Wesemann. „Langfristig kann qualitätsvolle Pflege nur sichergestellt werden, wenn auf Bundesebene eine einheitliche Lösung für die Qualifizierung gefunden wird: Der DEVAP fordert in diesem Zusammenhang seit Jahren eine bundesweit einheitliche, zweijährige generalistische Pflegeassistenzausbildung, um Vergleichbarkeit herzustellen. Im Koalitionsvertrag heißt es, dass dieser Forderung endlich nachgekommen werden soll.“

„Insgesamt müssen bessere Bedingungen für Pflegeleistungen geschaffen werden: In der ambulanten Versorgung müssen wir weg vom „verrichtungsorientierten Bauchladenprinzip“ und hin zu einem ergebnisorientierten Aufgabenprinzip bei auskömmlicher Zeitfinanzierung. Im stationären Bereich ist eine Steigerung der Personalquoten mit sinnvoller Arbeits- und Aufgabenteilung zwischen Pflegefach- und Assistenzpersonen unabdingbar“, so Wesemann abschließend.

Der DEVAP möchte sich in die Diskussion mit einem eigenen Forderungspapier einbringen und damit sein „Strategiepapier DEVAP Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025“ in diesem Punkt näher untersetzen. Zudem ist die Veröffentlichung eines Impulspapiers für Träger und ein Fachtag am 08.06.2022 in Kassel zum Thema geplant.