Deutscher Evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege e.V.

DEVAP-Pressemitteilung: „Denken ohne Geländer“: Professionelle Langzeitpflege endlich neu denken

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenpflege und Arbeit e.V. (DEVAP) äußert sich in seiner aktuellen Pressemitteilung zu den Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zu den Eigenanteilen in der stationären Pflege:

„Wenn Menschen mit hohen Pflegegraden kaum professionelle stationäre Pflege finden, wenn die Eigenanteile trotz Reform immer weiter steigen, wenn die ambulante pflegerische Versorgungssicherheit vielerorts massiv gefährdet ist, dann müssen wir entschlossen handeln. und die professionelle Langzeitpflege endlich neu denken“, so Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP. „Wir brauchen ein gemeinsames ´Denken ohne Geländer`, wie es die Philosophin Hannah Arendt beschrieben hat, um flexible, am Bedarf orientierte und bezahlbare professionelle Pflege wieder sicherstellen zu können.“

Die DEVAP-Umfrage zur Versorgungssicherheit von April 2023 hat gezeigt: Vier von fünf Pflegeeinrichtungen mussten Angebote einschränken; 89 Prozent der Pflegedienste mussten bereits neue Pflegekunden ablehnen. Die Umfrage wird im Januar 2024 wiederholt.

„Die Ergebnisse sind alarmierend und belegen den dringenden Handlungsbedarf“, so Wesemann weiter. „Dennoch bewegt sich wenig Grundlegendes: Die jährliche Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zeigt, dass für Pflegebedürftige im Heim die selbst zu tragenden Zahlungen trotz höherer Entlastungszuschläge ab 2024 weiter gestiegen sind. Der Bundeszuschuss zur Pflegeversicherung wurde bis 2027 gestrichen und der Koalitionsvertrag in vielen wichtigen Punkten noch nicht umgesetzt.“

Die für das Jahr 2024 geplanten Pflegekompetenz- und Pflegeassistenzgesetze sind wichtige und richtige Schritte zur Stärkung des Pflegeberufes. „Das Recht der Pflegebedürftigen auf eine gute und würdevolle Pflege wird damit jedoch nicht automatisch erfüllt“, so Wesemann.

„Die Pflege ist zur Frage der Demokratiefestigkeit geworden: Menschen finden keine professionelle Pflege oder verzichten aufgrund finanzieller Überforderung bewusst auf eine adäquate Versorgung. Aus dem Lebensrisiko Pflege ist damit eine reale Gefahr für jeden Einzelnen geworden, der auf Hilfe und Unterstützung angewiesen ist“, so Wesemann abschließend. „Wir brauchen eine generationsgerechte, legislaturübergreifende und grundständige Struktur- und Finanzreform der Pflege: Die Belastung der Pflegebedürftigen muss zeitnah kalkulierbar werden. Neue flexible Versorgungsansätze müssen entwickelt werden, die sich am Bedarf orientieren und sich vom starren Sektorendenken lösen.“

„Wir rufen alle Beteiligten dazu auf in einem Pflegegipfel gemeinsam ´ohne Geländer zu denken´, damit die Langzeitpflege nicht zur Sozial- und Demokratiefrage wird, sondern das professionelle Pflegesystem das Recht auf würdevolle Pflege endlich wieder erfüllt.“