Deutscher Evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege e.V.

DEVAP-Pressemitteilung: Arbeitsfähigkeit der stationären und ambulanten Pflege muss erhalten bleiben

DEVAP fordert eine Anpassung der Zielvorgaben für Quarantäne-Bereiche und deutlich mehr Tests auf Corona-Infektionen für Mitarbeiter und Pflegebedürftige (Pressemitteilung)

Dr. Bodo de Vries, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) e.V., äußert sich zur aktuellen Situation der Altenpflege in Deutschland:

„Der Umgang mit infizierten Bewohnern, die Aufnahme neuer Bewohner oder die Wieder­aufnahme von Bewohnern nach einem Krankenhausaufenthalt beschäftigen die stationäre und ambulante Altenpflege in Deutschland. Die Bundesländer Niedersachsen und Bayern haben bereits durch einen Aufnahmestopp auf die Risiken reagiert, die sich durch die Versorgung dieser Zielgruppen in den stationären Einrichtungen ergeben. Diese einerseits verständliche Reaktion wird als Antwort für die Altenpflege aber wohl dann nicht zielführend sein, wenn wir mit der Corona-Pandemie die kommenden Monate umzugehen haben und den örtlichen Bedarfslagen der Versorgung begegnen wollen.

Wir stehen vor der Anforderung in unseren Einrichtungen, Isolationsbereiche für corona­infizierte Bewohner zu schaffen und ergänzend hierzu auch Quarantäne-Bereiche für die neuen Bewohner und Rückkehrer aus dem Krankenhaus, die zwar negativ getestet sind, aber zunächst separat untergebracht werden müssen. Diese Vorgabe ist aus der Perspektive des Infektionsschutzes nachvollziehbar, stellt für viele Träger aber eine nicht realisierbare Zielvorgabe dar. Die faktische Vollbelegung macht eine zeitnahe Schaffung von Isolations- und Quarantänebereichen unmöglich.

Selbst wenn man die ethischen Fragestellungen dieser Anforderung und Separierung mitträgt, gestalten sich diese Überlegungen, die es bereits in verschiedenen Ausgestaltungen als Landesverordnungen gibt, operativ als nicht realisierbare Zielvorgabe in dieser Krise.

Viele Einrichtungen sind durch ihre Raumkonzepte zudem nicht immer in der Lage, räumlich-isolierte Bereiche darzustellen, weil Bewohnerzimmer an längere Flure angrenzen und keine kleinräumigen Wohnbereiche vorhanden sind. Diese Einschränkungen sind auch im Umgang mit Menschen mit Demenz mit einem Bewegungsdrang bzw. Hinlauftendenz nicht realisierbar. Isolationsbereiche und Quarantäne-Bereiche erfordern für diese Wohnbereiche einen erhöhten Personaleinsatz: wenn Mitarbeiter der Pflege, Betreuung, Reinigung und Gastronomie nur noch in bestimmten räumlich getrennten Bereichen eingesetzt werden können, wird deutlich mehr Personal benötigt; selbst wenn diese Aufgaben auf wenige Mitarbeiter zusammengeführt werden. Aus dem vorhandenen Mitarbeiterstamm einen separaten Personalkreis für den Isolations- und Quarantäne-Bereich auszugliedern, ist nicht möglich.

Ein weiteres Problem leitet sich aus dem bisherigen Verfahren ab, wonach beim Auftreten einer Corona-Infektion in der ambulanten oder stationären Pflege immer noch nur Einzelpersonen und ihre direkten Kontaktpersonen getestet werden. Die Kontakte in der Altenpflege sind häufig sehr eng und über einen Zeitraum von einer Woche nicht mit hundertprozentiger Sicherheit nachvollziehbar. Die mögliche fehlende Vollständigkeit dieser Tests könnte deshalb zu einem Problem werden und setzt die Bewohner und Mitarbeiter unnötigen Risiken einer Erkrankung aus. Deshalb brauchen wir für unsere Mitarbeiter und Bewohner dringend umfassendere und häufigere Testate.“