Deutscher Evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege e.V.

DEVAP-Pressemitteilung, 26.01.2021: Vorwürfe sind nicht förderlich und spiegeln auch nicht die Realität wider. DEVAP wehrt sich gegen den Schwarzen Peter für die Pflegeeinrichtungen

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) bezieht in seiner aktuellen Pressemitteilung zu der Aussage von Professor Dr. Wieler, Leiter des Robert- Koch- Instituts (RKI), Stellung, dass die Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen durch fehlende bzw. mangelnde Hygienekonzepte erfolgen:

„Es kann nicht sein, dass erneut die Pflegeeinrichtungen und damit vor allem die Mitarbeitenden, die seit Monaten am Limit arbeiten, in Misskredit fallen“, äußert Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP und bezieht sich damit auf die Äußerung von Professor Wieler in der Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Spahn vom vergangenen Freitag. „Die Kritik und der Angriff auf die Pflegeeinrichtungen reißt nicht ab. Vielmehr führt sie dazu, dass die Pflegeeinrichtungen und die Mitarbeitenden weiter im Fokus von negativer Presse sind und sich in ihrem Bemühen nicht annähernd ernst genommen fühlen.“

Professor Wieler berichtete von 900 Ausbrüchen in Pflegeeinrichtungen und führt diese auf fehlende bzw. mangelnde Hygienekonzepte zurück. 

„In unseren Einrichtungen werden zuweilen Menschen mit einem hohen Pflege- und Assistenzbedarf versorgt“, konstatiert Wesemann. „Menschlicher Kontakt ist in der Pflege nicht zu vermeiden. Hinzu kommt, dass ca. 60 - 70 % der Bewohner/innen kognitiv eingeschränkt sind, Hygienemaßnahmen nicht verstehen und u.a. auch die Abstandsregelungen nicht einhalten können. Trotz eines konsequenten Hygienemanagements und ausreichender Schutzausrüstung, einschließlich FFP2 Masken, können Übertragungen des Virus offensichtlich nicht ausgeschlossen werden.

Freiheitsbeschränkende Maßnahmen sind weder fachlich noch ethisch angezeigt.  Natürlich kann es in diesen Situationen zu mehr Kontakt, zu geringerem Abstand und ja, auch zu Ausbrüchen kommen. Damit spiegeln die Einrichtungen die Gesellschaft wider, denn Ausbrüche passieren dort, wo Menschen zusammenkommen.“

Gerne laden wir Herrn Professor Wieler in eine unserer Mitgliedseinrichtungen ein, um ihm ein Bild von der Lebenssituation älterer Menschen und den Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden in der Langzeitpflege zu vermitteln. 

„Wir lehnen es ab, dass unseren Einrichtungen ständig der Schwarze Peter zugewiesen wird“, so Wilfried Wesemann abschließend. „Immer nur Kritik und öffentliche Angriffe führen zur Demoralisierung der Mitarbeitenden. Dabei gilt es, genau diese zu stärken, denn sie sind diejenigen, die die Menschen dort schützen und versorgen, wo es am nötigsten ist.“